Begleitgitarre

Begleitgitarre
» gradaus und verkehrt «

Über das Begleiten

Eine entwicklungsfähige Begleitung entsteht durch das Verstehen musikalischer Zusammenhänge, bewusstes Hören und spielerisches Experimentieren. Oft erweist sich eine schlichte, zurückhaltende Begleitung als besonders wirkungsvoll, da sie die Melodie auf unaufdringliche Weise trägt und unterstützt.

» ›Begleiten bedeutet nicht nur das parallele Mitspielen, sondern die aktive Mitgestaltung des musikalischen Geschehens. «

Begleiten bedeutet nicht nur das parallele Mitspielen, sondern die aktive Mitgestaltung des musikalischen Geschehens.

Das Erarbeiten einer Begleitung ist ein kreativer Prozess, der sich über Wochen, Monate oder sogar Jahre erstrecken kann. Dabei werden einzelne Elemente immer wieder erprobt, angepasst und weiterentwickelt. In Situationen wie dem Zusammenspiel, bei Vorspielen oder Aufnahmen kommen auch spontane, mehr oder weniger improvisierte Ansätze zum Einsatz. Es gibt jedoch auch Melodien, die nur in Verbindung mit einer ganz bestimmten Art von Begleitung funktionieren und somit kaum gestalterische Freiräume zulassen.

Idealerweise sollte eine Begleitung auch ohne Melodie stimmig und musikalisch überzeugend klingen. Erst im Spiel ohne Melodie lassen sich viele klangliche Feinheiten und dynamische Abstimmungen erkennen und gezielt optimieren.

Ein sinnvolles Ziel ist es, die Melodie beim Spielen innerlich mitzuhören und leise mitzusingen. So kann die Begleitung in enger Verbindung mit der Melodie gestaltet werden, wodurch sie an Übersicht und musikalischer Tiefe gewinnt.

Akkorde

Grundakkorde

Grundakkorde gehören zu den wichtigsten Grundlagen des Gitarrenspiels. Sie werden vor allem zur Begleitung verwendet. Die Griffweise bestimmter Akkorde wie A7 und E7 ist speziell angepasst. Dadurch ist eine optimale Stimmführung bei Nachschlägen möglich, wie sie in der alpenländischen Begleitgitarre verwendet wird.

Beachte auch die unterhalb der Griffbilder angegebenen Fingersätze. Sie helfen dir nicht nur beim ökonomischen Umgreifen, sondern sind auch die Grundlage für ein entwicklungsfähiges Spiel.

Akkordbezeichnungen

Die Akkordnamen folgen der englischen Schreibweise. Dabei ist wichtig zu wissen: Der englische Ton B entspricht im deutschen System dem Ton H. Der englische Ton Bb (B flat) entspricht dem deutschen B.

Mehr über Akkordbezeichnungen, Griffbilder und FingersätzeLinkpfeil

I. und V. Stufe (Tonika und Dominante)

Alpenländische Instrumentalstücke werden vorwiegend mit der I. Stufe (Dur-Akkord) und der V. Stufe (Dominantseptakkord) harmonisiert. In der folgenden Grafik sind sie paarweise dargestellt.

Der F-Akkord kann auch mit dem großen Barré über alle sechs Saiten gegriffen werden.

Akkordfolgen

In den Akkordfolgen ist der harmonische Verlauf der einzelnen Teile eines Stückes zu erkennen.

» Khrade und Vadrahte «

aus dem Salzkammergut
I. und V. Stufe

Die I. Stufe ist ein Dur-Akkord und wird auch Tonika genannt. Die V. Stufe ist ein Dominantseptakkord (V7) und wird auch Dominante genannt.

Mit gradaus (Khrade) wird die Akkordfolge bezeichnet, die mit der I. Stufe (Tonika) beginnt.

||I
| V7
| V7
| I
|
| I
| V7
| V7
| I
||
||I
| I
| V7
| I
|
| I
| I
| V7
| I
||

Mit verkehrt (Vadrahte) wird die Akkordfolge bezeichnet, die mit der V. Stufe (Dominante) beginnt.

||V7
| I
| V7
| I
|
| V7
| I
| V7
| I
||

Übertragung in die für die Begleitgitarre gebräuchlichen Tonarten:

Tonart Tonika Dominante
I. Stufe V. Stufe
C-Dur C G7
G-Dur G D7
D-Dur D A7
A-Dur A E7
E-Dur E B7 (H7)
F-Dur F C7

Beispiele

8-taktige Akkordfolgen

Die 8-taktige Akkordfolge wird hauptsächlich im Boarischen und im Landler verwendet. Die ersten 4 Takte wiederholen sich. Der Ablauf eines 8-taktigen Stückes ist also an den ersten beiden Takten eindeutig zu erkennen.

Beispiele in C-Dur:

gradaus 1 *)

|| C
| G7
| G7
| C
|
| C
| G7
| G7
| C
||

gradaus 2 *)

|| C
| C
| G7
| C
|
| C
| C
| G7
| C
||

verkehrt

|| G7
| C
| G7
| C
|
| G7
| C
| G7
| C
||

*) In meinem Lehrbuch unterscheide ich zwischen gradaus 1 und gradaus 2. In der 8-taktigen Folge beginnt gradaus 1 mit einem Takt der I. Stufe und gradaus 2 mit zwei Takten der I. Stufe.


16-taktige Akkordfolgen

Die 16-taktige Folge wird hauptsächlich im Halbwalzer und in der Polka verwendet. Die Takte der 8-taktigen Folge werden verdoppelt und die ersten 8 Takte wiederholt. So ist der Ablauf eines 16-taktigen Teils an den ersten drei Takten eindeutig zu erkennen.

Beispiele in C-Dur:

gradaus 1

|| C
| C
| G7
| G7
|
| G7
| G7
| C
| C
|
| C
| C
| G7
| G7
|
| G7
| G7
| C
| C
||

gradaus 2 *)

|| C
| C
| C
| G7
|
| G7
| G7
| G7
| C
|
| C
| C
| C
| G7
|
| G7
| G7
| G7
| C
||

verkehrt

|| G7
| G7
| C
| C
|
| G7
| G7
| C
| C
|
| G7
| G7
| C
| C
|
| G7
| G7
| C
| C
||

*) Es können auch 3 statt 4 Takte verwendet werden.


Ausnahmen

Natürlich gibt es Ausnahmen, in denen weitere Akkordwechsel, halb- oder ganztaktig, hinzugefügt werden können.

Musikformen

Die Form beschreibt den Aufbau eines Musikstücks, also die Abfolge seiner einzelnen Teile.

3-teilige Standardform

Die einzelnen Teile eines Musikstücks werden meist mit Großbuchstaben bezeichnet:

  • A Der erste Teil (Hauptteil) gibt die Grundtonart des Stücks an.
  • B Der zweite Teil ist in der Tonart, die in der Quintverwandtschaft zum A-Teil steht.
  • C Der dritte Teil wird auch Trio genannt. Die Tonart steht in der Quartverwandtschaft zum Teil A.

Die drei Teile werden in der Regel nacheinander gespielt und jeweils wiederholt. Zwischen dem B-Teil und dem C-Teil sowie nach dem C-Teil wird der A-Teil erneut gespielt.

Folge: A  A  B  B  A  C  C  A

Für mögliche weitere Wiederholungen gibt es keine festen Regeln – sie können je nach Aufführungspraxis oder Absprache variieren.

Grafische Darstellung

Die folgende Grafik zeigt ein Musikstück in C-Dur in Form einer traditionellen 3-teiligen Folge.

Teil A in C-Dur
Teil B in G-Dur
Teil C in F-Dur

Boarischer

Aus dem Lehrbuch:
Begleitgitarre 1

Noten/Tab

Akkorde


Basisbegleitung

Der Boarische wird im 2/4-Takt notiert und in Grund- und Nachschläge aufgeteilt.

Grundschläge: Wechselbass
Nachschläge: dreistimmige Akkorde


Akkordfolge

gradaus 2

|| C
| C
| G7
| C
|
| C
| C
| G7
| C
||

Begleitgitarre 1

Lehrbuch 2.0
Begleitgitarre · Teil 1
für alpenländische Volksmusik

Dieses Lehrbuch ist als PDF oder Ringbuch erhältlich und vermittelt grundlegende Begleittechniken für Boarische, Halbwalzer, Polkas, Ländler und Liedweisen in den gängigen Gitarrentonarten C-, G-, D-, A-, E- und F-Dur.

Es umfasst 160 Seiten mit Noten und TABs, typischen Wechselbässen, Bassläufen und einfachen theoretischen Grundlagen.

Ergänzt wird das Buch durch 5 Lehrvideos, 60 Hörbeispiele und 13 Playalongs, die online per Link (PDF) oder QR-Code (Ringbuch) abrufbar sind.

Online-Noten-Verlag: BEGLEITGITARRE 1Linkpfeil

Begleitgitarre 2

Lehrbuch 2.0
Begleitgitarre · Teil 2  NEU!
für alpenländische Volksmusik

Aufbauend auf den grundlegenden Anschlagstechniken aus Begleitgitarre 1 präsentiert das neue Lehrbuch anhand von 13 traditionellen Stücken aus verschiedenen Gattungen praxisnahe Begleitungen in drei Entwicklungsstufen:

    • Basisbegleitung
    • Standardbegleitung
    • Erweiterte Begleitung

Begleitgitarre 2 ist als PDF oder in Ringbuchbindung erhältlich und umfasst 150 Seiten. Enthalten sind Noten und TABs zu vier Boarischen, vier Halbwalzern, zwei Polkas, einem Ländler, einer Liedweise und einem Zwiefachen. Ergänzt werden diese durch die wichtigsten theoretischen Grundlagen zu Akkordfolgen, musikalischen Formen und Begleitstrukturen.

Die Spielstücke sind identisch mit denen im Lehrbuch Melodiegitarre. So können Melodie und Begleitung zunächst separat erlernt und anschließend im Zusammenspiel, beispielsweise im Gitarrenduo, umgesetzt werden. Dadurch ist das Material besonders gut geeignet für den Unterricht oder das Selbststudium sowie das gemeinsame Musizieren in kleinen Gruppen.

Das Lehrbuch wird durch 82 Hörbeispiele und 13 Playalongs ergänzt, die sowohl in einzelnen Teilen als auch zusammenhängend als ganzes Stück online verfügbar sind – per Link (PDF-Version) oder QR-Code (Ringbuch).

Online-Noten-Verlag: BEGLEITGITARRE 2Linkpfeil

Begleitgitarre in der Praxis

Grundsätzlich unterscheide ich zwischen dem »Mitspielen« und dem »Dazuspielen« einer Begleitung.

Mitspielen bedeutet, mit einer Begleitung unisono (gleichstimmig, identisch) zu spielen. Das Nachspielen von Gitarrenbegleitungen ist ein unerlässlicher Weg, um Inspirationen zu finden und sich weiterzuentwickeln.

Dazuspielen meint, zu einer Melodie (ohne Begleitung) eine Begleitung zu spielen. Um Gitarrenbegleitungen praktisch üben zu können, bieten sich unbegleitete Melodien an.

Begleitgitarre · Praxis 1

Um praktische Erfahrungen mit der Gitarrenbegleitung im Zusammenspiel mit verschiedenen Instrumenten und Besetzungen zu sammeln, besteht die Möglichkeit, über YouTube-Videos mitzuspielen oder dazuzuspielen.

Die Auswahl der 12 Spielstücke spiegelt ein breites Spektrum der alpenländischen Volksmusik in Bayern und Österreich wider. Sei es der von Hubert Fuchs perfekt langsam gespielte »Harfen Boarischer«, die von den Vielsaitigen erfrischend gespielte »Stubenfliegen Polka«, der von den D'Stommtischsängern herzergreifend gesungene Jodler in »s'Diandl is wunderschee« oder die von Rudi Pietsch, Herbert Pixner und Martin Regnat mitreißend gespielte Baorische »Die lustige Schwoagerin«.

GITARRENBEGLEITUNGEN · PRAXIS 1Linkpfeil

ONLINE-LEKTIONEN

Online-Lektionen sind neu konzipierte Lehrgänge zum effizienten und effektiven Erlernen eines Musikstückes und der dazugehörigen Gitarrentechnik. Ziel ist es, in absehbarer Zeit ein Gitarrenstück so zu spielen, dass es auch vorgetragen oder aufgenommen werden kann.

Die Audiodateien zu den Noten/Tabulaturen sind in langsamem und mittlerem Tempo eingespielt und ermöglichen auch das Mit- oder Nachspielen nach Gehör. Mit Hilfe der Videos ist es möglich, das ganzheitliche Spiel mit Greif- und Anschlagshand zu verfolgen.

ONLINE-LEKTIONENNeuen Tab öffnen

Zillertaler Boarischer

Der Zillertaler Boarischer, ein typisches altbairisches Volksmusikstück, stammt aus überlieferten Musikantenhandschriften.
Zillertaler BoarischerNeuen Tab öffnen

Bauerntanz & Dreher

Der Bauerntanz & Dreher verbindet alte Volksmusik aus dem 16. Jh. mit dem traditionellen Boarischen und Dreher aus dem 19. Jh.
Bauerntanz & DreherNeuen Tab öffnen

Alpler Polka

Lerne am Beispiel der Alpler Polka die einfachst mögliche Polkabegleitung und füge dann passende Wechselbassvarianten, Bassdurchgänge, Bassläufe und Schlussvarianten hinzu.
Alpler PolkaNeuen Tab öffnen